[Podcast] So you wanna go to Germany

11. Oktober 2017 0 Von moritz

Na, wenn DAS mal nicht ein wirklich themenspezifischer Podcast ist, weiß ich es auch nicht – habe mir heute morgen beim Gassi die drei bisher existierenden Folgen angehört und immer kurz mitnotiert, damit ich mich für diesen Artikel an möglichst viel erinneren kann.

Benjamin (Portal Games) und Matthias (Frosted Games) sind zwei gerade im Internet sehr gut vernetzte Jungs aus der Industrie, die in diesem englischsprachigen Podcast ausländischen Verlagen Tipps geben was zu beachten ist, wenn man seine Spiele auf den deutschen Markt bringen will.
Die Länge 
Ich werde nichts (okay, fast nichts) zur Sprache sagen, aber ich wette die beiden werden gerade im englischsprachigen Markt mit einem Exotenbonus punkten wie die Scorpions oder der amerikanische Austauschstudent in der Kneipe in Neuwied, der alle Bräute abgreift – nicht, weil er so ein toller Hecht ist, sondern weil er einen so putzigen Akzent hat.
Wo ich das aus dem System habe kann ich ja auf den Inhalt eingehen. 
In Folge 0 stellen die beiden sich kurz vor und schildern das Anliegen ihres Podcasts. Wie gesagt geht es darum, welche Probleme sich für ausländische Verlage ergeben, wenn sie den deutschen Markt im Sturm erobern wollen. Neben einem Einblick hinter die Kulissen der deutschen Spieleszene erhoffe ich mir hier auch, dass einige der Tipps auch hilfreich sind, wenn man – egal von wo aus – ein Spiel bei einem Verlag unterbringen will. Schaun mer mal.
Folge 1 befasst sich mit dem Vertrieb, der grundsätzlich anders funktioniert, als beispielsweise in den USA, wo es eine Handvoll großere Vertriebe gibt, die die Spiele in die Läden bringen.
Hier weisen sie 3 Möglichkeiten auf, wie man seine Spiele in Deutschland verkaufen kann:
1. Via Direktvertrieb im eigenen Onlineshop. Da bleibt am meisten hängen, aber die Reichweite ist vergleichsweise gering. 
2. Mit Vertriebspartner – da kommen aber in D tatsächlich nur Asmodée, Pegasus und Hutter (in Folge 2 wird noch ADC Blackfire nachgereicht) in Frage. Auch hier muss man wissen, dass einem ordentlich Prozente abgehen, da der Vertriebspartner sich auch um Werbung, Rezi-Exemplare… kümmert und man sich darauf verlassen muss, dass er genau weiß was er tut, in welche Vertriebskanäle er die Spiele jagt und so weiter.
3. Einzelspiele bei einem der zahlreichen deutschen Verlage unterbringen. Und da habe ich echt mit amerikanischen Partnern so meine Erfahrungen gemacht. Die Jungs tun sich immer sehr schwer, etwas an ihrem Spiel zu ändern, da es schon die für die ganze Welt perfekte passende Version ist. Daher warnen die beiden klugerweise schon vor, dass die Spiele oft nicht schlicht übersetzt, sondern lokalisiert werden. Auch die Erwartungen an gigantische Verkäufe werden gebremst und auf Printruns von 2000 bis 5000 Spiele hingewiesen, da der Markt zwar groß ist, aber auch extrem hart umkämpft und mit vielen Teilnehmern.
Auch auf rechtliche Dinge wie die VAT-Nummer wird hingewiesen. Respekt. Das ist echt ein guter Service. Ich muss Herrn Darkpact mal fragen wie die Clickzahlen im Ausland so liegen…
In Episode 2 besprechen die beiden die Läden, in die man versucht, seine Spiele zu bringen.
1. Der Massenmarkt (Karstadt, Müller…). Hier stehen Gespräche mit hartnäckigen Einkäufern an. Als ausländischer Verleger hat man da kaum eine Chance seine Spiele unterzubringen und man sollte jemanden finden, der schon Connections in diesem Bereich hat. Selbst auf Probleme wie die richtige Schachtelgröße wird hingewiesen, auf die WKZ. Fazit: Ohne deutschen Partner, der die Möglichkeiten hat, das Spiel dort unterzbringen – vergiss es!
2. Spielwarenläden (Vedes, Idee&Spiel – mit Abstrichen Buchläden wie Hugendubel, Thalia…). Auch in diesem immer kleiner werdenden Bereich ist es besser, einen deutschen Partner zu haben, der das Spiel dort unterbringt Diese Läden bestellen auch direkt bei vielen deutschen Verlagen – aber auch nur bei deutschen.
Für die beiden ersten Arten von Läden gilt vor allem, dass Spiele auf Kommission ins Programm genommen werden und die Läden das Recht haben, nicht verkaufte Spiele zurückzugeben.
3. Hobbyläden (auch online): Es ist zu beachten, dass der Hobbymarkt viel kleiner ist als in den USA. Es gibt etwa um die 150-200 Läden (wie ich durch meine Erfahrungen mit dem Gratisrollenspieltag bestätigen kann), die meist aus Rollenspielläden entstanden sind, die später ihr Geld mit Sammelkartenspielen verdienten, die mittlerweile auch Brettspiele führen. Speziell über die großen Vertriebspartner aus der ersten Folge kann man hier sehr gut seine Spiele unterbringen, aber die Verkäufe werden nicht gerade dem entsprechen, was man von amerikanischen Läden her gewohnt ist.
Hier ist auf jeden Fall ein guter Türöffner, sein Spiel in den Hobbyläden oder den Online-Stores unterzubringen – idealerweise in einer deutschen Fassung, zur Not aber auch auf Englisch. Gerade zum Ausloten, ob es sich lohnt, größere Anstrengungen zu unternehmen, ist dieser Weg ideal.
… freue mich auf weitere Folgen – die nächste wird sich mit den Preisen von Spielen beschäftigen. Mal sehen, ob sich da auch wieder 3 Überpunkte finden lassen… Haut rein!