[Rezension] Baumkronen (Kosmos)
Wenn die werten Brettagogen sich nicht irren, habe ich es hier mit dem FÜNFZIGSTEN Spiel der Zwei-Spieler*innen-Reihe von Kosmos zu tun. Ein Spiel, was potentiell für meine Frau interessant sein könnte, da sie „nichts mit Zwergen, Elfen und anderen Trotteln“ spielen möchte und da sie Kartenspiele ohne große Texte gerne mag. Schauen wir mal, ob das Spiel bei ihr gut ankommt.
- Verlag: Kosmos
- Autor: Tim Eisner
- Illustrator: Vincent Dutrait
- Preis: ca. 17-20 Euro
- Alter: 10+
- Spieler*innen: 2
- Dauer: 30 min
- Stichworte: Set Collection, Karten, Natur
- BGG-Ranking: 5775 (Internationaler Titel: Canopy)
Aufmachung
Wir haben es mit der klassischen quadratischen Kosmos-Zwei-Spieler*innen-Box zu tun. Und sie ist bunt, so schön bunt. Und einfach schön illustriert – der gute Vincent D. halt. Da rechne ich mit nichts Anderem.
Was enthält die Box? Einen Mini-Spielplan, 43 Punktecounter und 176 Karten. Ach ja, eine Spielanleitung, die sich gut liest und die das Spiel gut erklärt. Ich hätte ein paar Reihenfolgen geändert, aber hey, das Spiel ist nicht schrecklich komplex, die Symbole auf den Karten sind nach kurzer Zeit sehr eindeutig und verständlich und es gibt zwei kleine Kärtchen mit zusammengefassten Regeln – alles im Soll.
Und hab ich schon geschrieben, dass das alles wirklich toll bunt ist und klasse aussieht? Ich bin mir nicht mehr ganz sicher. Und jetzt ab ins Spiel.
Spiel
Der Spielaufbau geht flott von der Hand und ist in der Anleitung mit durchnummeriertem Bild gezeigt, was für mich bei solchen Spielen die perfekte Lösung ist.
Nun spielen wir uns durch 3 Jahreszeiten, wobei nach jeder Jahreszeit eine Auswertung stattfindet – die Person mit den meisten Punkten am Ende hat gewonnen. Bäm. So einfach ist das.
Wenn ich an der Reihe bin, kann ich mir nacheinander die Wachstumsstapel 1-3 ansehen. Will ich einen Stapel haben, nehme ich ihn mir einfach komplett, möchte ich ihn nicht behalten und mir den nächsten ansehen, so lege ich auf den soeben nicht genommenen Stapel eine Karte vom Stapel der aktuellen Jahreszeit. Wenn ich mit allen drei Stapeln nichts anfangen kann, ziehe ich blind eine Karte eben jenes Jahreszeitenstapels. Ist dieser Stapel aufgebraucht, gibt es eine Zwischenwertung und anschließend werden die Karten der nächsten Jahreszeit genommen.
Das war es an Regeln. So einfach ist das alles – jetzt ist nur noch die Wertung interessant.
Am Ende der Jahreszeit können Tier-Fähigkeiten genutzt werden (ACHTUNG! Punkte für die Tiere gibt es erst nach der dritten Jahreszeit.), Samen-Karten dürfen gezogen werden (was oft ein echter Vorteil sein kann), Gefahren wie Feuer und Krankheiten werden abgearbeitet, es gibt Punkte für vollständige Bäume und ein Spezialpunkte-Plättchen für den höchsten Baum der Jahreszeit. Anschließend gibt es Punkte für Pflanzen und Wetter.
Nach der dritten Jahreszeit ist die große Endabrechnung und es gibt Punkte wie gehabt. Zusätzlich werden jetzt auch endlich die Tiere gewertet (von denen ein Exemplar meist 2 Punkte gibt, ein Pärchen aber gleich 5. Auch erhält der größte Wald, wenn ihr ihn denn vor lauter Bäumen noch seht, jetzt noch ein sportliches 10 Siegpunkte-Urwaldplättchen und dann könnt ihr auch schon alle Siegpunktchips, die vor euch liegen, zusammenzählen und feststellen wer gewonnen hat.
Damit ist auch wirklich das komplette Spiel beschrieben. Dazu kommen jetzt wirklich etliche Kniffe, wie Fähigkeiten, die einige Tiere einmal pro Jahreszeit ausspielen können, clever ausgespielte Feuer, die (bei 3 oder mehr Feuerkarten) nicht nur euren Dschungel, sondern auch noch den gegnerischen beschädigen. Auch einige Pflanzen bieten Ärgerpotential – ich sage euch direkt, dass ihr keine 3 Bromelien in eurem Urwald haben wollt. Und wie schon angedeutet, kann Zugglück beim jahresendzeitlichen Ausspielen einer Samen-Karte nochmal ordentlich die Punktewertung durcheinanderwirbeln. Das sind nur einige Beispiele von kleinen Elementen, mit denen ihr auf beiden Seiten des Tisches richtig Radau machen könnt.
Falls ihr jetzt ins Grübeln kommen solltet – nein, der Ärgerfaktor existiert, aber er ist bei diesem knuffigen Thema nicht so brutal, dass ihr euch in die Haare kriegen würdet. Da geht noch alles im zivilisierten Miteinander-Bereich ab.
Gut gefallen mir auch die etwas variabler verwendbaren Spezialkarten, durch die ich einige der Tierkarten ersetzen kann, um eine winzige Schippe Komplexität draufzulegen.
Fazit
Ihr fragt euch sicher, ob das Spiel meiner Frau gefallen hat. Ja, hat es, denn es erfüllt ihre Kriterien an ein angenehm zu spielendes Spiel irgendwo zwischen Fungi oder Lost Cities.
Ich persönlich würde mir ein paar Synergie-Effekte mehr wünschen, aber ich glaube so ist recht gut ein gewisser Komplexitätsgrad getroffen, den Leute, die nicht allzu viel (aber auch nicht allzu wenig) spielen, genießen können. Es lassen sich auch schnell Strategien entwickeln, dennoch gibt es etliche Zufallselemente, die Profi-Spieler*innen stören werden, die aber hier genau ins Bild passen.
Come on, Fazit des Fazits: Schönes Zweierspiel mit angenehmem Schwierigkeitsgrad, einem cleveren Grundmechanismus und wunderhübschen Grafiken. Ich denke mal, das wird sich seinen Platz auf dem Markt erobern.
Bewertung
4 von 5 Bromelien
Disclaimer: Spiel selbst gekauft – in your face!