[Rezension] Chrono Cops: Einsteins Relativitätskrise (Pegasus Spiele)
Uh. Diese Box ist bunter als ich vom Titel her erwartet hatte. Würde mich nicht wundern, wenn gleich Austin Powers um die Ecke gesprungen käme und mir „Oh, behave!“ entgegenschmetterte.
Davon bleibe ich allerdings verschont und erfahre, dass ich für Avantgarde arbeite – eine Zeitforschungsagentur, die tendentiell dem durchgeballerten Professor Knix in die Suppe seiner Pläne spucken möchte – aber ich bin zu schnell, oder?
Disclaimer: Ich habe ein kostenloses Rezensionsexemplar erhalten (fand das Spiel aber trotzdem zu Beginn ganz furchtbar und wollte es nach wenigen Minuten nicht mehr weiterspielen).
Das Spielmaterial
Ich erwähnte es bereits – das Farbschema ist hier „bunt“ – psychedelisch bunt. Neben der Spielanleitung und einem platinenartigen Dekoder aus Pappe enthält die Schachtel noch 50 große Karten (die die Punkte der Zeitlinien darstellen), 72 kleine Karten (zumeist Gegenstände oder Ereignisse, die die Handlung weitertreiben – sowie Tippkarten, die ihr aber nicht benötigen werdet) und 12 kleine Pappcounter, die Zeitkugeln darstellen, an denen sich unser Erfolg ablesen lässt.
Das Spielprinzip
Eigentlich einfach, Ich teile den Stapel großer Karten in farblich gut gekennzeichnete Zeitlinien auf, lese das Briefing und mache das, was auf den Karten steht. beispielsweise kleine Karten nehmen, weglegen oder in den Stapel zurückstecken oder bisher verschlossene Zeitlinien öffnen. Will ich Dinge miteinander kombinieren, lege ich die beiden Karten (je eine große und eine kleine) an und auf den Dekoder und erhalte so die Nummer einer kleinen Karte, die mir verrät, ob und wie sich die Situation geändert hat.
Jawolla. „Benutze Hamster mit Mikrowelle“. Haben wir alle versucht und ihr liegt richtig, wenn ihr vermutet, dass sich hier sehr an Point-and-Click-Adventures orientiert wird. Und da ganz speziell – gerade vom Humor her – an denen von Lucasarts/-film. Und in diesem Fall noch spezieller am grandiosen Day of the Tentacle, wie ihr sicher aufgrund der Zeitreisethematik schließen konntet.
Aber zurück zum Prinzip. Ich schrieb ja eingangs, dass ich das Spiel eigentlich schon in den Tiefen meiner Regale verstauen wollte. Das lag daran, dass ich – weshalb auch immer – zu doof war, die Karten mithilfe des Dekoders miteinander zu kombinieren. Es muss aber echt an mir gelegen haben, da es in der Anleitung exakt beschrieben und nicht allzu kompliziert ist. Als wir dann gestern zu viert dem Spiel noch eine Chance gegeben haben, fluppte es wirklich super und sowohl der Spielfluss als auch der Dekodermechanismus haben uns keinerlei Probleme bereitet. Hmmm… Okay, da war ich wohl zu dämlich.
Neben der Mechanik spielt in Chrono Cops auch die Geschichte eine Rolle. Als Zeitcops von Avantgarde müssen wir Probleme mit Zeitreisenden lösen und dafür sorgen, dass es keine Probleme in den unterschiedlichen Zeitlinien gibt. In diesem Abenteuer gilt es mit Hilfe von Albert Einstein dem Unhold Professor Knix und seinen Lakeien, den knuddeligen Cronks das Handwerk zu legen. Ihr hört schon an den Namen, dass hier keine Chancen zu kleinen, nerdigen Scherzchen liegen gelassen werden. Zu Beginn ist auch immer klar, wie wir uns als Cops durch die Zeitlinien spielen müssen, aber ab einem bestimmten Punkt stockt die Handlung etwas und wir müssen einfach dazu übergehen, die noch unerforschten Punkte der Zeitlinien abzugrasen, um weiterzukommen.
Das ist aber auch schon mein einziger kleiner Kritikpunkt (neben dem etwas fragwürdigen Humor – wobei Bernd und Michi da extrem amüsiert waren), denn ansonsten war alles (mehr oder weniger) logisch ineinander verschränkt und funktionierte reibungslos. Dass wir im Verlauf des Spiels keine einzige Zeitkugel abgeben mussten (was passiert, wenn Gegenstände falsch kombiniert werden oder ihr euch Tipps zu den Karten einholen müsst) hat die Gruppe zusätzlich motiviert und ich wurde gezwungen, noch am Tisch den nächsten Fall zu bestellen, was ja kein schlechtes Zeichen sein kann.
Meine Meinung
Nach anfänglichen Schwierigkeiten, für die das Spiel nichts konnte, kam das Spiel schnell ins Rollen und in der Tat fühlte es sich recht schnell nach einem Abenteuerspiel an, in dem es galt, zu überlegen, was ich wo finden und dann mit was kombinieren muss. Hat gut funktioniert, machts Spaß und der Schwierigkeitsgrad war… äh… angenehm niedrig. Wenn ihr euch nun nicht an der etwas an den Haaren herbeigezogenen Story und den ab und an wirklich flachen Gags stört, könnt ihr unbesehen zugreifen. Das Rätseln und die vielen Erfolgserlebnisse haben uns auf jeden Fall viel Spaß gemacht und ich habe schon mehrere Spielserien gespielt, die gerne den Geist von Point-and-Click atmen würden, aber das gelang keiner so gut wie den ChronoCops. Dafür auf jeden Fall Daumen nach oben.
Meine Wertung
4,25 von 5 geschrumpfte Monsterkostüme